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Samstag, 20. Februar 2010

Als die Utopie die Realität überholte

Als die Utopie die Realität überholte

Eine Stadt macht Karriere, das mährische Zlín, in den dreißiger Jahren. "Ein leuchtendes Phänomen", hat der Stararchitekt Le Corbusier jenes funktionale, mit konstruktiver Phantasie gefertigte Gebilde genannt, das der Schuhfabrikant Tomás Bat"a für seine Arbeiter in Auftrag gegeben hatte - eine Modellstadt, die die Vorlage bildete für 34 weitere Städte in aller Welt. Eine Ausstellung im Münchner Architekturmuseum dokumentiert gerade dieses Projekt, am Donnerstag um 19 Uhr zeigt das Filmmuseum dazu den Film Zlín - Die gelebte Utopie von Alexander Binder.

Ein geschlossenes System, der autonome Kreislauf von Arbeit und Freizeit, von Produktion und Regeneration - man kann das als ein lichtes Gegenstück sehen zur gnadenlosen Arbeiterstadt Metropolis im gleichnamigen Film von Fritz Lang, der in wenigen Tagen auf der Berlinale in einer restaurierten Fassung wiederaufgeführt wird - auch im Filmmuseum hatte man einst an diesem Film gearbeitet.

Das Kino liebt die Utopien, und besonders jene, die der Realität voraus sind. Zlín war schon gebaut, als die großen Architekten der Welt noch an der Charta von Athen bastelten. Und manchmal mag die Utopie auch den Niedergang ihrer Visionen überleben - im Anschluss an Binders Film wird im Filmmuseum Bata-Ville - We are not afraid of the future von Karen Guthrie und Nina Pope gezeigt, über Schuhfabriken in den britischen Städten Maryport und East Tilbury, die nun geschlossen sind. Ein Teil der Belegschaften ist ins Herzland des großen Traums, nach Zlín gefahren. Die Parole ist geblieben: Think and work constructively! FRITZ GÖTTLER

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Filmausschnitt